Dienstag, 14. September 2010

2. John Currin - Jaunty and Mame


Hier haben die Frauen sehr große Brüste. Darum geht's ja so oft, in der Kunst wie auch im Leben. Doch zu welchem Preis?

Dieser Frage geht der US-amerikanische Künstler John Currin in seinem hier dargelegten Opus Magnum "Jaunty and Mame" genauer auf den Grund. Finanziell lässt sich die Antwort auf diese Frage zumindest einigermaßen eingrenzen. So gab Busen-OP-Insiderin Sexy Cora im Rahmen des Interviewmagazins "Britt" beim deutschen Privatsender SAT.1 zu Protokoll, für eine Vergrößerung der Oberweite in ähnlichem Umfang wie im Falle von Currins "Jaunty and Mame" insgesamt um die 10.000€ gezahlt zu haben.

Doch geht es Currin nicht um die ökonomische Dimension eines solchen Eingriffs in die natürliche Körperlichkeit. Vielmehr geht es ihm um die Folgen eines post-apokalyptischen Zombieangriffs auf diese sogenannten Busenwunder. Er arbeitet in Form von eitrigen Pusteln und nässenden Quaddeln im Gesicht der beiden sonst doch recht hotten Frauen die Sinnlosigkeit einer Busen-OP in Zeiten ständiger Bedrohungsszenarien durch eine qua nuklearer Verseuchung ausgelösten Untoteninvasion heraus. Die Damen wurden offenkundig gebissen und gehören nun selbst zum Zwischenreich von Sein und Nichtsein, einer Ebene, in der dicke Titten nur von marginaler Bedeutsamkeit sind. Hätte man das Geld ja auch sinnvoller verwenden können, wie beispielsweise für den Bau eines Schutzbunkers. Pech!

Doch legt Currin nicht nur Wert auf die Darstellung der Figuren, neinneinneinNEIN, er versucht zudem eine Geschichte zu erzählen. Achtet man auf die Hände der beiden Zombiebräute, so eröffnet sich dem Betrachter eine völlig klischeebeladene Erzählung über das Leben nach der Katastrophe. War es zuvor eine Selbstverständlichkeit, Büstenhalter in reichhaltiger Anzahl selbst in den aberwitzigsten Größen zu besitzen, so wurden viele von den Dingern während des nuklearen Holocausts vernichtet. Hier versucht Mame mit ein wenig Papiergeld in ihrer tiefen Verzweiflung selbst einen offensichtlich viel zu kleinen BH von Jaunty zu erwerben, welcher diese Anbiederei und Aufdringlichkeit sichtlich zuwider ist. Es wird deutlich, dass beide Frauen die neue Situation noch nicht vollständig verinnerlichen konnten, so dass sie dem Irrglauben aufgesessen sind, Hängebrüste würden ihrer Attraktivität noch zusätzlich abträglich sein. Sie können noch nicht begreifen, dass niemand mehr da ist, der ihnen an die Wäsche will. Unabhängig davon, ob zu dieser Wäsche nun ein BH gehört oder nicht.

Was bleibt ist Currins understatete Darstellung von zwei Zombiefrauen mit riesigen Tüten, denen jedoch der Inhalt fehlt. Das stimmt nachdenklich.

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