Dienstag, 14. September 2010

1. Roland Greis - Gemälde von Qiming Zhao: Rosen



Hallo. Roland Greis malt für den oberflächlichen Betrachter gerne einfache Blumenbilder. Doch verdeckt sein eher durchschnittlich wirkendes Talent eine weit tiefergehende Metaebene. Das Bild "Rosen" aus der Gemäldeserie von Qiming Zhao (eine besonders herausfordernde Form des Sudoku) verdeutlicht auf ganz außergewöhnliche Weise die kommunismuskritische Haltung des alten China-Liebhabers Greis, der nebenbei auch ein umwerfender Virtuose des mongolischen Kehlkopfgesanges ist.

So bilden die abgebildeten gelb- und orangefarbenen Rosenblüten die chinesischen Grenzstaaten Russland, Indien und Pakistan, während die roten Blüten unzweifelhaft das sozialistische Regime Chinas symbolisieren. Symbolik spielt bei Greis stets eine große Rolle, so dass es dem geneigten Kunstinteressierten bei genauerer Betrachtung auch unweigerlich ins Auge stechen muss, dass die roten Blüten zudem einen schemenhaften Umriss eines kleinen Schweinchens darstellen. Das Schwein, ein aufgrund seiner Dreckspatzigkeit und Fettleibigkeit nicht nur von Muslimen verschmähtes Zuchttier, welches hier dazu genutzt wird, um die Aufmerksamkeit auf die nicht minder verschmähenswerten politischen Zustände in dem von Greis doch sonst so verehrten Staate Chinas zu lenken.

Doch damit nicht genug! Qiming Zhao - was zunächst wie eine ordinäre mandarine Redewendung auf den westlichen Kunstkenner wirken soll, enthält vielmehr zusätzlichen politischen Zündstoff: Qiming, abgeleitet vom deutschen Mundartsbegriff Kimme, was umgangssprachlich vor allem im nordfriesischen Raum auch für den Schließmuskel verwendet wird und Zhao, gesprochen: Sau - was zusammengesetzt somit einen Verweis auf den schmutzigsten Teil des doch sonst schon sehr schmutzigen Schweins markiert. Ein klarer künstlerischer Angriff auf den chinesischen Überwachungsstaat! Und dass sich Zhao auch noch auf Mao reimt, den wohl grausamsten Herrscher, den das ehemalige stolze Kaiserreich China je ertragen musste, ich mein', hallo, ein Zufall ist das ja wohl kaum!

Wenn Google in ferner Zukunft die Zensur auf chinesischem Hoheitsgebiet einstellen sollte, dann darf zweifelsohne davon ausgegangen werden, dass es nicht zuletzt auch ein Verdienst des gleichzeitig so subtilen wie doch auch mutigen Weichzeichners Roland Greis gewesen...sein wird.

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