Neben der Malerei umtrieb mich auch stets der künstlerische Bereich der Photographie als große Passion. Wirklich. Gemälde und Photos sind mein Leben. Nicht selten kommt es vor, dass Freunde mich ermahnen, während eines gemütlichen Phernsehabends nicht ständig von Paul Klee oder, hier, einem dieser berühmten Photographen, die man so kennt, zu schwadronieren. So ist das nun einmal, wenn das Herz für gewisse Dinge ganz besonders schlägt. Dann kann man gar nicht mehr aufhören, davon zu reden. Ausgenommen die Zirkulation des Blutes. Das Thema ist ziemlich durch.
Im Gegensatz zu dem bisherigen Vorgehen, eines oder mehrere Werke eines bestimmten Künstlers zu besprechen, möchte ich mich für den Lichtbildbereich vielmehr auf ein bestimmtes, wiederkehrendes Motiv fokussieren. Für den heutigen Beitrag soll es um eine der großen deutschen, na ja, Persönlichkeiten der Moderne gehen, welche in den vergangenen Jahren oftmals das Blitzlichtgewitter geradezu magisch angezogen hat: Lukas Podolski.
Diese unbenannte Aufnahme unbekannter Herkunft zeigt Podolski in einer für ihn äußerst typischen Pose. Der im Angriff des regional recht bekannten Karnevalvereins 1. FC Köln spielende Fußballer zeigt hierbei seinen Gegenspielern unverhohlen "wo der Frosch die Locken hat". Die geballte Kampfbereitschaft und Angriffslust, symbolisiert durch die geballten Fäuste, vermitteln ständige Gefahr im Strafraum und legen auch das zentrale Leitmotiv für Podolskis Leben offen: Ball!
Doch nicht nur die Fäuste stechen bei der Betrachtung ins Auge, auch die getragene Kleidung und der Schmuck geben tiefe Einblicke in das Wesen Podolskis. Der blanke Oberkörper beispielsweise stellt neben den Fäusten einen weiteren Verweis auf den Boxsport dar, dessen glühender Anhänger Podolski bekannterweise ist.
Auch vor modischen Widersprüchen wird nicht zurückgeschreckt. So werden ein schickes Jackett, eine warme Wollmütze und eine hervorschauende Proletenunterbuxe schamlos miteinander kombiniert, um die Vielschichtigkeit der Person Podolski hinreichend zu reflektieren.
Zu guter Letzt gibt das auffällige Collier mit dem Buchstaben "P", welches Podolski um den Hals trägt, dem Betrachter Rätsel auf. Es könnte für vieles stehen. Für den Nachnamen der abgelichteten Person etwa, für "Paß", von denen er einen deutschen und einen polnischen, sowie einen sehr genauen in die Tiefe des Strafraumes hat. Weitere Möglichkeiten sind "Pille" (Fußballerjargon für Ball), "Persönlichkeit" (welche er wie eingangs erwähnt ist und hat) oder "Pengasius", welchen er nebenbei bemerkt einmal in einem Hamburger Spezialitätenrestaurant genoss hat und am nächsten Tag während des Trainings von nichts anderem mehr gesprochen haben soll.
Diese Serienaufnahmen zeigen Lukas Podolski aus einem anderen, privateren Blickwinkel. Es ist nicht der maskuline, einsatzbereite Kämpfer Podolski, es ist der zurückhaltende, fast schüchtern wirkende Privatmensch Lukas, der in einer intimen Situation von Paparazzi überwältigt zu werden scheint. Ungeachtet der schieren Ästhetik seines durchtrainierten Körpers und seiner enormen erotischen Präsenz versucht er sich, als er die Gefahr bemerkt, unverzüglich in einem schwarzen Pulli zu verkriechen. Auch das ist Lukas Podolski. Ein eingerollter Igel, eine Katze unter dem Sofa. Ein Mensch, der sich nicht scheut zuzugeben, dass auch er gerne mal die Geborgenheit der Löffelchenstellung zum Einschlafen braucht.
Podolski wäre nicht Podolski, wenn er nicht, wie für diese rare Farbaufnahme hier, dennoch wieder sein Image als harter Hund pflegen würde. Er präsentiert seine vom öligen Schweiß im Scheinwerferlicht glänzenden Muskelberge, während ihm zwei massive Bälle zwischen den Beinen hängen. Sein ehemaliger Mannschaftskapitän, die Torwartikone Oliver Kahn sagte einst in einem Interview "Eier, wir brauchen Eier!". Es waren diese einfachen Worte, die fortan Podolskis fußballerischen Werdegang mitprägen sollten.
Und so verwundert es auch nicht weiter, dass die hier dargestellten Bälle nicht nur als Symbol für enorme Hoden und somit für konzentrierte Maskulinität stehen, sondern dass diese Bälle zudem tatsächlich von seinen natürlichen Hoden angehoben werden, was erst bei genauerer Betrachtung deutlich wird, da seine abermals eine Faust formenden Hände dieses Prozedere verdecken.
Weiterhin scheint neben seinem Kopf ein Fleischerhaken eine wichtige Rolle bei der Komposition dieser Photographie einzunehmen. Hängt er daran gar seine (sportlichen) Opfer auf, nach dem er sie ohnmächtig gedribbelt hat? Kahn muss die Brust vor Stolz nahezu platzen, wenn er heute sieht, was seine Worte bewegt haben.
Abschließen möchte ich diesen Beitrag jedoch mit dem anderen Lukas Podolski. Dem Teamplayer. Dem guten Freund und Kameraden. So entstand auch dieses Farbbild mit seinem Nationalmannschaftskollegen Philip Lahm, kurz nach dem verlorenen WM-Halbfinalspiel gegen Spanien aus dem Jahr 2010. Tröstend nimmt er den sichtlich mitgenommenen und aufgelösten Kollegen in den Arm und kann dabei schon wieder lächeln. Er weiß, dass es wichtigere Dinge im Leben gibt, als einen möglichen Weltmeistertitel. Auch der Philip hat dies kurze Zeit später verstanden.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen